Autofähre
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Norwegen – Norled: Lavik – Oppedal über den Sognefjord Verified - Hosted By Administrator
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Die Fährverbindung Lavik – Oppedal über den Sognefjord
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Panoramablick über den Sognefjord – Foto: Aqwis, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons
Der Sognefjord im norwegischen Fylke Vestland ist der längste (205 km) und gleichzeitig der tiefste (1303 m) Fjord Europas und damit weltweit an zweiter Stelle (nach dem Kangertittivaq in Grönland). Er verästelt sich in viele kleinere Seitenarme wie zum Beispiel den Aurlandsfjord, den Lustrafjord oder den Nærøyfjord (der schmalste Fjord Europas).
Sein westliches Ende liegt etwa 80 km nördlich von Bergen bei Sygnefest, sein östliches Ende ist Årdalstangen (am Årdalsfjord). Am weitesten zu Wasser vom offenen Meer entfernt ist Skjolden am Nordende des Lustrafjordes.
Dem Nordufer folgt in fast ganzer Länge eine Straße, die allerdings zwischen Høyanger und Låne durch einen Tunnel geführt ist und zwischen Sogndal und Gaupne großenteils landeinwärts. Im Südosten sind die an die Enden der Seitenfjorde anschließenden Täler Lærdal, Aurland beziehungsweise das benachbarte Flåm und Gudvangen miteinander durch Straßentunnel von jeweils über 20 km Länge verbunden. An mehreren Stellen überqueren Fähren den Fjord, so von Rutledal nach Rysjedalsvika, von Oppedal (Brekke) nach Lavik, Balestrand–Hella, Hella–Dragsvik und Dragsvik–Vangsnes, Kaupanger–Revsnes, Kaupanger–Årdalsvangen (Längsverbindung), Solvorn–Urnes.
Der Fährbetrieb zwischen Lavik und Oppedal (Brekke) wird seit dem Sommer 2015 durch eine elektrische Leichtbaufähre gewährleistet. Die “Ampere” wurde von Siemens gemeinsam mit der norwegischen Werft Fjellstrand entwickelt. Sie legt die 6 km lange Strecke im 20-Minuten-Takt 34-mal am Tage zurück. Es handelt sich weltweit um die erste Elektrofähre im Liniendienst.
Dieses Fährlinie wird von Norled betrieben, die auf dieser “Rennstrecke” im Zuge der Europastraße 39 drei Fährschiffe einsetzt: neben der Elektrofähre “Ampere” die Fähren MV “Oppedal” und MV “Stavanger”. Die “Stavanger” wird nur in der Hochsaison zur Unterstützung eingesetzt und dient in der Nebensaison auf der Verbindung Leirvik – Hyllestad. Als Ersatzfähre dient die MF “Stord”. Die Fähren verkehren rund um die Uhr – nachts stündlich, tagsüber im 20-Minuten Rhythmus. Am Wochenende verkehren die Schiffe tagsüber alle 30 Minuten. Die Überfahrt dauert ca. 20 Minuten.
Das Elektrofähre “Ampere”:
Das Fährschiff MV “Ampere” (IMO 9683611, MMSI 257642000, Rufzeichen LFEA –
) ist eine Autofähre, die ihre Energie aus Akkumulatoren bezieht, die mit Strom vom Land versorgt werden. Sie ist ein Katamaran, wurde als Projekt „ZeroCat 120“ von der Reederei Norled, der Werft Fjellstrand und Siemens entwickelt[1] und pendelt seit Mai 2015 über den Sognefjord.
Der Grund für die Entwicklung der Elektrofähre war ein vom norwegischen Verkehrsministerium ausgeschriebener Wettbewerb für diese Fährverbindung. Die norwegische Reederei Norled, eine Tochtergesellschaft der Det Stavangerske Dampskibsselskab, gewann die Ausschreibung. Als Preis erhält die Reederei die Konzession für den Fährbetrieb bis 2025. Da der norwegische Strom nahezu ausschließlich aus Wasserkraft gewonnen wird, kann die Fähre ohne direkten und mit geringem indirekten CO2-Ausstoß betrieben werden.
Die Elektrofähre wurde im November 2012 von der Fährreederei Norled bei der norwegischen Werft Fjellstrand bestellt, im Mai 2013 erfolgte die Kiellegung und im Januar 2015 wurde sie auf den Namen “Ampere” getauft und abgeliefert. Seit 2015 verkehrt sie zwischen Lavik und Oppedal am Sognefjord. Die “Ampere” legt 30 bis 35 mal am Tag eine Fahrtstrecke von 3 Seemeilen über den Sognefjord zurück und verbraucht je nach Umgebungsbedingungen 150 – 200 kWh pro Überfahrt. Sie kann in den 20 Minuten Fahrtdauer 120 Pkw und 350 Passagiere transportieren. Die jeweilige Hafenliegezeit dauert zehn Minuten; in dieser Zeit werden die Akkus mit Hilfe von Landakkus geladen.
Die “Ampere” ist 79,4 Meter lang, 21,44 Meter breit und hat einen maximalen Tiefgang von 6,0 Meter. Sie ist mit 1.598 BRZ vermessen und hat eine Tragfähigkeit von 199 Tonnen. Die Fähre ist aus Aluminium gebaut, um ein geringes Gewicht zu realisieren. Der anspruchsvolle Bau des Aluminiumrumpfes mit Teilausrüstung und weitgehender Verrohrung erfolgte auf der Danziger Spezialwerft Aluship Technologie. Die elektrischen Anlagen, das Antriebssystem (Bluedrive) kamen von Siemens und die Akkus wurden von der kanadischen Firma Corvus geliefert. Die weitere Schiffsausrüstung, die Installation der technischen Anlagen und des gesamten Antriebsstranges einschließlich der Propeller sowie die technischen Erprobungen wurde weitgehend von der Fjellstrand Werft in Norwegen durchgeführt.
Das Herzstück des Schiffes ist eine Lithium-Polymer-Akku-Anlage von Corvus. Sie besteht aus 160 Akkus × 6,5 kWh und hat eine Gleichspannung von 900 V. Die Akku-Anlage hat ein Gewicht von rund 10 Tonnen und eine Kapazität von etwa 1000 Kilowattstunden (kWh), die für mehrere Überfahrten reicht. Die elektrische Antriebsanlage wurde von Siemens Norwegen entwickelt und geliefert. Das Antriebskonzept wurde in Zusammenarbeit mit DNV GL entwickelt, in vielen Untersuchungen getestet und als erstes Schiff seiner Klasse nach den neuen DNV-GL-Regeln für batteriegetriebene Schiffe zertifiziert.
Der Katamaran mit zwei schmalen Rümpfen wird im Normalbetrieb je nach Überfahrt von je einem hinten bzw. vorne befindlichen Propeller von Elektromotoren mit einer Leistung von 800 kW angetrieben. Bei einer Nenngeschwindigkeit von zehn Knoten werden rund 400 kW Leistung benötigt. Für eine Fahrt über den Fjord werden je nach Umgebungsbedingungen 150 bis 200 kWh verbraucht. Die Fähre wurde 2014 von der norwegischen Fachzeitschrift Skipsrevyen zum „Schiff des Jahres“ gewählt und auf der Schiffbaumesse SMM in Hamburg prämiert. 2018 wurde das Schiff mit dem „Ship Efficiency Award“ ausgezeichnet.
Weil das Stromnetz in beiden Häfen mit 22 kV zu schwach ist, um die nötigen 1250 Kilowatt Ladeleistung für die Schiffsakkus zu liefern, wurden in beiden Häfen Akkus mit einer Kapazität von 390 kWh installiert. Während der etwa 50-minütigen Abwesenheit des Schiffes werden die Landakkus mit geringerer Leistung vom Landnetz geladen und die gespeicherte Energie wird in der rund 10-minütigen Liegezeit mit hoher Ladeleistung an die Schiffsakkus mit einem Steckersystem oder über einen Pantografen übertragen.
Foto: Wikimalte, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons
Das Fährschiff MV “Oppedal”:
Die Doppelendfähre MV “Oppedal” (IMO 9419216, MMSI 258221500, Rufzeichen LAOA –
) wurde 2008 als zweite von drei Einheiten der Fährschiffklasse MM105FE MARK auf der Fiskerstrand Verft in Norwegen gebaut. Der Rumpf wurde von der Western Shipyard in Klaipeda zugeliefert. Sie wurde zunächst als “Tidesund” auf der Verbindung Hareid – Sulesund in Dienst gestellt. Im Dezember 2014 wurde sie in “Oppedal” umbenannt und ab Januar 2015 auf der Route Lavik – Oppedal eingesetzt.
Die “Oppedal” ist 113,9 Meter lang, 16,8 Meter breit, hat eine Seitenhöhe von 5,50 Meter und einen maximalen Tiefgang von 3,10 Meter. Sie ist mit 2.979 BRZ vermessen und hat eine Tragfähigkeit von 900 Tonnen.
Die Fähre verfügt über ein 105 Meter langes, durchlaufendes und ein seitliches, erhöhtes Fahrzeugdeck. Auf dem erhöhten Fahrzeugdeck ist die nutzbare Durchfahrtshöhe auf 2,5 Meter beschränkt. Insgesamt finden 120 PKW an Bord Platz. Unter dem erhöhten Fahrzeugdeck befindet sich ein Aufenthaltsraum mit 180 Sitzplätzen für die Passagiere, denen ein Aufenthaltsraum und ein Kiosk zur Verfügung stehen.
Die Fahrzeugdecks ist im mittleren Bereich von den Decksaufbauten überbaut. In den Decksaufbauten sind unter anderem die Einrichtungen für die Schiffsbesatzung und verschiedene technische Betriebsräume untergebracht. Das Steuerhaus ist mittig auf die Decksaufbauten aufgesetzt. Die Fähre ist für 347 Passagiere zugelassen und wird von einer dreiköpfigen Besatzung gefahren.
Die Fähren wurden mit einem dieselelektrischen Antrieb gebaut. Sie werden von zwei ABB-Elektromotoren angetrieben, die mit jeweils 1.200 kW Leistung auf zwei Schottel-Propellergondeln mit Twin-Propellern wirken. Für die Stromerzeugung stehen vier Dieselgeneratoraggregate zur Verfügung. Die Fähre wird von je zwei von Mitsubishi-Dieselmotoren des Typs S12R-MPTK mit jeweils 1.120 kW Leistung (Gesamtleistung 3.535 PS) angetrieben. Die Dienstgeschwindigkeit liegt bei 15 Knoten (ca. 28 km/h).
Foto: Cavernia, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons
Das Fährschiff MV “Stavanger”:
Das Fährschiff MV “Stavanger” (IMO 9263758, MMSI 259419000, Rufzeichen LMAR –
) wurde 2003 unter der Baunummer 1664 auf der norwegischen Werft Fjellstrand in Omastrand gebaut und im Mai 2003 an die Reederei Stavangerske in Stavanger abgeliefert. Sie wurde auf der Strecke zwischen Stavanger und Tau in Dienst gestellt. Durch ihre hohe Geschwindigkeit von rund 22 Knoten verkürzte die Fähre die Passage von rund 45 Minuten auf rund 25 Minuten. Durch die Verschmelzung der Reedereien Stavangerske und Tide Sjø im Oktober 2007 kam das Schiff zu Tide Sjø.
Zwischen Juli 2010 und Oktober 2010 fuhr das Schiff in Charter der Reederei Bastø Fosen zwischen Moss und Horten. Im folgenden Jahr wurde die Fähre erneut von Bastø Fosen gechartert und zwischen Moss und Horten eingesetzt, nachdem der Oslofjordtunnel aufgrund eines in Brand geratenen Lkw am 23. Juni 2011 gesperrt wurde. Der Einsatz auf der Strecke zwischen Moss und Horten endete Ende September 2012, da die Fähre von der Reederei Norled, die Anfang Januar 2012 aus der Reederei Tide Sjø hervorgegangen war, für die Verbindung zwischen Stavanger und Tau benötigt wurde. Als Ersatz kaufte Bastø Fosen die Fähre “Tranøy”, die sie als “Bastø V” über den Oslofjord einsetzte. Seit Anfang 2015 verkehrt die “Stavanger” zwischen Lavik und Oppendal.
Rümpfe und Aufbauten der Fähre sind aus Aluminium gefertigt. Sie verfügt über ein durchlaufendes Fahrzeugdeck mit sechs Fahrspuren, auf dem 120 PKW Platz finden. Oberhalb des Fahrzeugdecks befindet sich das Deck mit den Einrichtungen für die maximal 393 Passagiere. Darüber befindet sich ein weiteres Deck mit technischen Betriebsräumen und Räumen für die Schiffsbesatzung. Das Steuerhaus ist mittig auf die Deckaufbauten aufgesetzt. Es kann um 180° gedreht werden, so dass die Steuerkonsole nur für eine Richtung eingebaut werden musste.
Das Schiff wird von vier Zwölfzylinder-Viertakt-Dieselmotoren des Herstellers MTU Friedrichshafen (Typ: 12V4000M60) mit insgesamt 5280 kW (7.179 PS) Leistung angetrieben. Die Motoren wirken über Untersetzungsgetriebe jeweils auf eine Ulstein-Aquamaster-Propellergondel mit Zugpropeller, die an den Enden der Rümpfe angebracht sind. Für die Stromerzeugung stehen zwei von Volvo-Penta-Dieselmotoren mit jeweils 230 kW Leistung angetriebene Stamford-Generatoren zur Verfügung.
Foto: Jan-Tore Egge, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons
Die Ersatzfähre MF “Stord”:
Die Doppelendfähre “Stord” (IMO 8513601, MMSI 257026800, Rufzeichen JXLL –
) wurde 1987 unter der Baunummer 24 auf der Ankerløkken Verft Førde A/S in Førde für die Hardanger Sunnhordlandske Dampskipsselskap gebaut und auf der Verbindung Halhjem–Sandvikvåg in Dienst gestellt. Ab 2007 verkehrte sie auf der Route Austevollshella-Hufthamar-Krokeide, ab 2010 zusammen mit den beiden Schwesterfähren MF “Preikestolen” und MF “Ullensvang” auf der Fährverbindung Stavanger-Tau. Seit Eröffnung des Tunnels dient sie als Reservefähre für Norled auf der Verbindung Lavik–Opedal.
Die “Stord” ist 87,0 Meter lang, 14,7 Meter breit und hat einen maximalen Tiefgang von 4,3 Meter. Sie ist mit 2.871 BRZ vermessen und hat eine Tragfähigkeit von 817 Tonnen. Die “Stord” kann 90 PKW befördern und ist für 395 Passagiere zugelassen.
Die Maschinenanlage besteht aus einem 8 Zylinder-Dieselmotor Typ 2T des Herstellers Wichmann Motorfabrikk, Rubbestadneset mit einer Leistung von 2.700 PS. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 16 Knoten, die Dienstgeschwindigkeit 15 Knoten.
Das Foto zeigt die “Stord” in Stavanger – Foto: Ulrich Repp, ferriesworldwide.de