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Schweden – TT-Line: Karlshamn – Klaipeda (Litauen) Verified - Hosted By Administrator
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Die TT-Line Fährverbindung Karlshamn – Klaipeda
Klaipėda, das frühere Memel, ist eine Hafenstadt in Litauen mit rund 167.000 Einwohnern. Die vielfältige Vergangenheit – von der Zeit des Deutschordensstaats über Preußen, das Deutsche Reich, das Memelland, Litauen und die Sowjetunion – war und ist noch heute prägendes Merkmal dieses wichtigsten litauischen Ostseehafens, ebenso wie die zentrale Lage im Baltikum. Klaipėda liegt rund 120 km Luftlinie nordöstlich von Kaliningrad (Königsberg) und etwa 290 km nordwestlich der Landeshauptstadt Vilnius auf dem Festland an der Mündung der Dang in das Kurische Haff gegenüber dem nördlichen Ende der Kurischen Nehrung, genannt Kopgalis.
In Klaipėda befindet sich der mit Abstand wichtigste Seehafen Litauens (es existiert noch ein Seehafen in Šventoji, der unbedeutend ist, und ein Ölverladeterminal in Būtingė). Der Hafen in Klaipėda, der meist das ganze Jahr über eisfrei ist, spielt eine wichtige Rolle in der Verschiffung russischen Erdöls. Von hier aus bestehen außerdem Fährverbindungen von DFDS Seaways nach Kiel und Dänemark sowie seit April 2023 mit der TT-Line nach Schweden (Karlshamn). Es werden 6 Überfahrten die Woche angeboten, die Überfahrt dauert rund 13 Stunden. Eingesetzt werden die beiden Fährschiffe “Tom Sawyer” und “Marco Polo”.
Das Fährschiff “Tom Sawyer”:
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Das Fährschiff “Tom Sawyer”, (IMO 8703232, MMSI 211149000, Rufzeichen 5BZG5 –
) benannt nach der Hauptfigur des Romans Die Abenteuer des Tom Sawyer von Mark Twain, ist ein RoPax-Fährschiff der deutschen Reederei TT-Line. Ursprünglich wurde es als “Robin Hood” in Dienst gestellt und trug später den Namen “Nils Holgersson”.
Im April 1988 begann die Bremerhavener Werft Schichau Seebeck unter der Baunummer 1064 mit dem Bau einer neuen Fähre für die TT-Linie, die am 10. September 1988 vom Stapel lief. Am 27. Januar 1989 übernahm die TT-Line das neue Schiff und stellte es tags darauf in Dienst. Gemeinsam mit dem im Oktober 1988 in Dienst genommenen Schwesterschiff “Nils Dacke”, sowie den Fähren “Nils Holgersson” und “Peter Pan”, bediente die “Robin Hood” die Strecke Travemünde–Trelleborg. Sie wurde dabei vor allem im Frachtverkehr eingesetzt.
Da die “Nils Holgersson” 1993 nach Frankreich verkauft und die “Peter Pan” im selben Jahr nach Australien ging, benötigte die TT-Line Ersatz für beide Schiffe. Anstelle von Neubauten entschied die Reederei, die beiden RoPax-Fähren “Robin Hood” und “Nils Dacke” umbauen zu lassen. Dabei sollte die Passagierkapazität und der Komfort erhöht werden. Die “Robin Hood” ging daher am 7. Dezember 1992 an die Wärtsilä-Werft in Turku, wo sie bis zum 30. März 1993 umgebaut wurde. Das teils offene, obere Fahrzeugdeck (Wetterdeck) wurde komplett überbaut, wodurch das oberste der drei Kabinendecks (Deck 5) zusammen mit dem darüber liegenden Restaurantdeck (Deck 6) bis hinten durchgehend verlief. Am Heck des Schiffes wurde für die Eigenversorgung ein Containerkran installiert, der Schornstein erhöht und die Zahl der Rettungsmittel vergrößert. Die Passagierzahl stieg von 300 auf 1.044 an, während die Fahrzeugkapazität deutlich geringer ausfiel. Mit dem Abschluss der Umbauarbeiten erhielt die Fähre den Namen “Nils Holgersson” und kam am 2. April 1993 wieder in den Liniendienst zwischen Travemünde und Trelleborg, den sie in den folgenden Jahren versah. Heute verkehrt sie hauptsächlich auf der Verbindung Karlshamn – Klaipeda.
Mit der Zeit änderte sich der Marktbedarf deutlich. Während die Passagierzahlen durch das Ende des Duty-free-Verkaufs und einer geringeren Reiselust sanken, stieg das Frachtaufkommen zwischen Schweden und Deutschland an. Die “Nils Holgersson” genügte den Erfordernissen nicht mehr und wurde daher 2001 durch einen gleichnamigen Neubau ersetzt. Ein angedachter Verkauf der alten Fähre unterblieb, da auf der Fährverbindung Rostock–Trelleborg größere Schiffe benötigt wurden. Stattdessen ging das Schiff an ihre Bauwerft nach Bremerhaven, wo es wieder in eine RoPax-Fähre zurückgebaut wurde. Dabei entfernte die Werft die beim ersten Umbau hinzugekommenen Aufbauten weitgehend und installierte ein offenes Ladedeck. Dadurch standen nun 2000 Lademeter zur Verfügung, während sich die Passagierkapazität auf 328 Personen verringerte. Der im August 2001 begonnene Umbau war am 12. Oktober 2001 beendet. An diesem Tag erhielt das Schiff den neuen Namen “Tom Sawyer”. Dieser war durch einen Wettbewerb innerhalb der Belegschaft der TT-Line festgelegt worden. Das ebenfalls umgebaute Schwesterschiff erhielt den Namen “Huckleberry Finn”. Die “Tom Sawyer” begann am 15. Oktober 2001 ihren Liniendienst zwischen Rostock und Trelleborg. Am 21. Januar 2004 lief in Trelleborg Öl aus einem Riss zwischen Ölbunker und Ballasttank in das Hafenbecken, was zu einem Werftaufenthalt in Rostock zwang.
Das Foto zeigt die “Tom Sawyer” im Hafen von Trelleborg – Foto: Barnos, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

Der Deckplan der Tom Sawyer – Grafik: TT-Line Presseabteilung (Grafik zum Vergrößern anclicken)
Die “Tom Sawyer” ist 177,2 m lang und 26,0 m breit. Ihr maximaler Tiefgang beträgt 5,75 m. Das mit 26.478 BRZ vermessene Schiff hat eine Tragfähigkeit von 6300 tdw und eine Frachtkapazität von 2300 Lademetern. Diese ist ausreichend für 160 Sattelauflieger oder 500 Pkw. Die “Tom Sawyer” kann 328 Passagiere aufnehmen, für die jeweils eine Koje zur Verfügung steht.
Ursprünglich konnte die Fähre bei gleicher Bruttoraumzahl 8900 Tonnen laden. Bei nur 300 Passagieren und 284 Kojen verfügte das Schiff über 2250 Lademeter. Nach dem ersten Umbau sank diese Zahl auf 1480 Lademeter, während nun für 1044 Passagiere 1020 Kojen an Bord vorhanden waren. Als Nils Holgersson war das Schiff mit 30.825 BRZ vermessen. Seine Tragfähigkeit betrug hingegen nur noch 5500 Tonnen.
Die Fähre wird von vier Dieselmotoren angetrieben. Die von MAN-B&W hergestellten Motoren leisten zusammen 14.800 kW (ca. 20.122 PS) und beschleunigen die Tom Sawyer auf 18 Knoten.
Das Fährschiff “Marco Polo”:

Das Fährschiff “Marco Polo” (IMO 8412003, MMSI 423509100, Rufzeichen 5BJX5 –
) wurde 1993 unter der Baunummer 287 als “Via Ionio” auf der niederländischen Werft Van der Giessen-De Noord in Krimpen aan den IJssel für die italienische Reederei Viamare di Navigazione erbaut und direkt im Anschluss an TT-Line für die Verbindung von Travemünde nach Trelleborg verchartert. Ab Sommer 1993 wurde es durch den Eigner zwischen Genua und Palermo eingesetzt, ehe es 1994 an Adriatica di Navigazione verkauft und als “Espresso Ravenna“ zwischen Ravenna und Catania in Fahrt genommen wurde. 2017 erfolgte ein weiterer Verkauf, diesmal an Compagnia Italiana Di Navigaz. Das Schiff fuhr daraufhin unter dem Namen “Barbara Krahulik”. Fotos: Ulrich Repp, www.ferriesworldwide.de

Der alte Name “Espresso Ravenna” ist an der Bordwand noch erkennbar – Foto: Ulrich Repp, ferriesworldwide.de
2019 übernahm TT-Line das Schiff, ließ es ab Ende 2019 in einer polnischen Werft umbauen und renovieren und setzte es ab dem 27. Januar 2020 als “Marco Polo” auf den Routen der Reederei im Ostseeraum ein.
Die “Marco Polo” ist 150,43 Meter lang, 23,4 Meter breit und hat einen maximalen Tiefgang von 6,0 Meter. Sie ist mit 16.130 BRZ vermessen und hat eine Tragfähigkeit von 6.524 Tonnen. Auf drei Autodecks stehen 1.780 Lademeter für rollende Fracht zur Verfügung. Die Fähre ist für 215 Passagiere zugelassen, denen 208 Betten in 78 Kabinen verschiedener Preiskategorien sowie einige Ruhesessel zur Verfügung stehen.
Die Maschinenanlage besteht aus zwei Sulzer Dieselmotoren mit einer Leistung von 11.520 kW (ca. 15.663 PS), die auf zwei Verstellpropeller wirken. Die Geschwindigkeit beträgt 18 Knoten.

Der Deckplan der “Marco Polo” – Grafik: TT-Line Presseabteilung (Grafik zum Vergrößern anclicken)



