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USA – Wisconsin: Lake Michigan Car Ferry SS Badger Manitowoc – Ludington Verified - Hosted By Administrator
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Die SS “Badger” zwischen Manitowoc, Wisconsin und Ludington, Michigan
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SS “Badger” auslaufend Ludington – Foto: Tom Gill via flickr, CC BY-NC-ND 2.0 Attribution-NonCommercial-NoDerivs 2.0 Generic
Die LMC (Lake Michigan Car Ferry) bietet von Ende März bis Anfang Oktober eine Fährverbindung zwischen Manitowoc, Wisconsin und Ludington, Michigan. Das dampfgetriebene Fährschiff SS “Badger”, eingetragen in das National Register of Historic Places und registriert als National Historic Landmark, legt um 9:00 Uhr (Eastern Time) in Ludington ab und erreicht Manitowoc um 12:00 Uhr (Central Time). Die Rückfahrt ab Manitowoc erfolgt um 14:00 Uhr (CT) und erreicht Ludington um 19:00 Uhr (ET). In der Hochsaison pendelt die “Badger” am Freitag, Samstag und Sonntag 2x täglich über den Lake Michigan und bietet noch eine Nachtfahrt an. Abfahrt in Ludington um 20:45 Uhr, Abfahrt in Manitowoc um 01:30 Uhr. Die Überfahrt dauert 4 Stunden.
Die Fähre SS “Badger” (IMO 5033583, MMSI 367155430, Rufzeichen KBAG –
) ist das letzte mit kohlegefeuerten Dampfkesseln und Kolbendampfmaschinen angetriebene Passagierschiff der Vereinigten Staaten, das im regelmäßigen kommerziellen Linieneinsatz steht. Als Teil des U.S. Highway 10 verbindet das Schiff die Städte Ludington in Michigan und Manitowoc in Wisconsin am Michigansee.
Das Schiff wurde im Jahre 1952 unter der Baunummer 370 von der Werft Christy Corporation in Sturgeon Bay (heute: Fincantieri Bay Shipbuilding) als Eisenbahnfähre für die Eisenbahngesellschaft Chesapeake and Ohio Railway gebaut und erhielt die Betriebsnummer 43. Das Schiff wurde nach dem Leichtathletik-Team der University of Wisconsin, den Wisconsin Badgers, benannt. Nach seiner Indienststellung am 21. März 1953 wurde es für den Transport von Kraft- und Schienenfahrzeugen auf der rund 100 Kilometer langen Route Ludington–Manitowoc auf dem Michigansee verwendet. Zusammen mit anderen Fähren und ihrem Schwesterschiff, der heute in Ludigton aufgelegten “Spartan”, diente die “Badger” die nächsten knapp zwanzig Jahre für diese Überfahrten.
Ab den 1970er Jahren wurden die Fährdienste aufgrund verschlechterter wirtschaftlicher Bedingungen eingeschränkt. Am 1. Juli 1983 stellte die Bahngesellschaft den Fährbetrieb ein. Die Fährschiffe “Spartan”, “Badger” und “City of Midland 41” wurden an einen neuen lokalen Betreiber namens Glen L. Bowden aus Ludington (Michigan-Wisconsin Transportation Company) verkauft; 1988 war sie die letzte im Betrieb verbliebene Auto- und Eisenbahnfähre auf dem Lake Michigan. Am 16. November 1990 stand das Unternehmen vor einem Konkurs und stellte den Fährbetrieb ein, was gleichzeitig den Endpunkt der 98-jährigen Geschichte der Fährschifffahrt auf dem Lake Michigan zu markieren schien. Nach einer Liegezeit von rund einem Jahr wurde die “Badger” von Charles F. Conrad (Lake Michigan Carferry Service) erworben, der sie für den reinen PKW- und LKW-Transport überholte und wieder in Dienst stellte. Seitdem befährt das Schiff die genannte Strecke zwischen den Städten Ludington und Manitowoc.
Die SS “Badger” ist 119,69 Meter lang, 18,14 Meter breit, hat ein Freibord von 7,32 Meter und einen maximalen Tiefgang von 5,50 Meter. Da das Schiff für einen ganzjährigen Betrieb auf dem Lake Michigan ausgelegt wurde, ist sein Rumpf eisverstärkt und mit Eisklasse klassifiziert.
Das Schiff kann 180 PKW befördern und ist für 620 Passagiere zugelassen, denen Gastronomie, Shops, eine Kinderspielzone, eine Ruhezone, ein Casino, ein Kino und ein Sonnendeck zur Verfügung stehen.
Für zwei Skinner-Unaflow-Gleichstromdampfmaschinen zu je 3.500 PS erzeugen vier kohlegefeuerte Kessel von Foster Wheeler (mit Stoker-Beschickung) Dampf bei einem Druck von 470 psi (32,9 bar). Die Dampfmaschinen treiben zwei 4-Blatt-Propeller aus Stahlguss mit einem Durchmesser von 4,22 Metern an. Diese Antriebskonstruktion ist seit dem Jahre 2013 und der Außerdienststellung des Lakers “St. Marys Challenger” einmalig unter den Schiffen auf den Großen Seen.
Bei einer Reisegeschwindigkeit von 16 Knoten (maximal erreicht die Fähre 21 Knoten) verbraucht die “Badger” etwa 55 Tonnen Kohle pro Tag. Dabei kann sie pro Fahrt bis zu 620 Passagiere und 180 PKW transportieren. Die Mannschaft umfasst zwischen fünfzig und sechzig Personen.
Der kohlegefeuerte Antrieb wurde ab dem Jahre 2008 mehr und mehr von Umweltschutzorganisationen und der Environmental Protection Agency (EPA) kritisiert, da die Asche – etwa 3,6 Tonnen pro Tag – aus den Kesseln direkt in den See entsorgt wurde.
Zuvor operierte die “Badger” mit einer Ausnahmegenehmigung entgegen den gesetzlichen Regularien gegen die Luftverschmutzung aufgrund der historischen Bedeutung als kohlegefeuertes Dampfschiff. Vertreter des Betreibers spielten mögliche Gefahren durch Asche mit einem Vergleich mit „harmlosem Sand“ herunter und planten keine Änderung der ursprünglichen kohlegefeuerten Auslegung. Dennoch gab es Überlegungen, schädliche Umwelteinflüsse des Schiffs auf den See zu reduzieren; Pläne umfassten einen Umbau zu einer Erdgasfeuerung (unter Erhalt der historischen Kesselanlage) und eine Einrichtung zur bordseitigen Sammlung der Asche, die dann an Land abgegeben werden sollte.
Letztendlich unterzeichnete der Betreiber Lake Michigan Carferry im März 2013 eine Vereinbarung mit dem US-Justizministerium und der EPA, nach der binnen zwei Jahren der Ascheausstoß in den See unter Verwendung eines neuen Rückhaltesystems beendet werde.
Im Januar 2015 wurde mit Arbeiten an einem System zur Beförderung der Asche in vier an Bord eingebauten Sammelbehältern begonnen. Gleichfalls wurde ein neues System zur Überwachung der Verbrennung eingesetzt, welches die Effizienz erhöht und somit den Kohleverbrauch senkt. Heute gibt die Fähre keine Asche mehr in den See ab; an Land werden die gesammelten Verbrennungsrückstände entladen und bei der Zementherstellung verwendet.
Das Foto zeigt die SS “Badger” im Hafen von Manitowoc – Foto: Michael Barera, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons
Foto: Michael Barera, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons